|
|
|
|
Kurzbeschreibung des Studientexts "Möglichkeiten und Gefahren
der 'Informationsgesellschaft'"
Herbert Kubicek (1999)
hrsg. von Sylvia Rizvi, Herbert Klaeren
didaktische Erstbearbeitung durch Christel Keller
Was kennzeichnet überhaupt die Informationsgesellschaft? Die Verwendung
des Begriffs hat in den beiden letzten Jahren geradezu einen Boom erlebt.
Man könnte glauben, die Welt sei von einer Aufbrauchsstimmung erfaßt,
alle seien sich einig über das Ziel, das zu erreichen ist, und über
den Weg, der dorthin führt. Doch bei näherem Hinsehen kommt man
sich wie auf einem Jahrmarkt vor, auf dem viele Schausteller mit demselben
Schlager ihre Attraktionen anpreisen. Und wie auf dem Jahrmarkt fragt keiner
genauer nach der Anpreisung - man ist auf Attraktionen aus und weiß,
daß sie den Verheißungen ohnehin nicht gerecht werden.
Wir meinen: Als erstes tut eine Vergewisserung not, was mit Information
gemeint ist und was an der Informationsgesellschaft anderes sein
soll als an der Gesellschaft, in der wir leben oder bis gestern gelebt
haben sollen. Wenn sich dann herausstellt, daß es doch nur ein Schlagwort
ist, dann verbergen sich hinter ihm wie bei den Schaustellern die unterschiedlichsten
Dinge, und die sollte man kennen, bevor man sich mit der Übernahme
des Schlagworts für sie vereinnahmen läßt:
-
politische Handlungsprogramme und Initiativen, auf nationalem wie internationalem
Parkett, mit wiederum unterschiedlichen Inhalten und Zielrichtungen,
-
Angaben zum Verbreitungsniveau von elektronischen Informations- und Kommunikationstechniken
-
Prognosen einer durch Informationstechnik gewandelten Gesellschaft
-
aber auch schlicht Werbung für die Informationstechnik usw. usf.
Das Reden von der Informationsgesellschaft unterstellt darüber hinaus
einen gewissen historischen Automatismus. Tatsächlich gibt es jedoch
Zielsetzungen, die verfolgt werden, und es wird unter Handlungsmöglichkeiten
ausgewählt, sie zu erreichen. Wir meinen: Informatikerinnen und Informatiker
sollten nicht nachplappern, was in Hochglanzbroschüren, aber auch
in politischen und wissenschaftlichen Studien und Expertisen veröffentlicht
wird. Sie sollten die verfolgten Ziele und Wege prüfen. So hat die
Gesellschaft insgesamt überhaupt keine Ziele. Denn sie setzt sich
aus unterschiedlichen Interessengruppen zusammen, die jeweils eigene und
zum Teil konträre Ziele haben: die Unternehmer, die Arbeitnehmer,
die Studenten usw. Bei manchen Informatikprojekten, die angeblich die Informationsgesellschaft
voranbringen, erweist sich dann bei näherer Analyse, daß sie
nur speziellen Interessen dienen und andere behindern.
Der Studientext setzt sich mit den Prämissen, Intentionen und
methodischen Problemen auseinander, die das Schlagwort von der Informationsgesellschaft
in sich birgt. Dadurch soll gleichzeitig ein besseres Verständnis
der Wechselbeziehungen zwischen staatlicher Politik, Einflußnahmen
gesellschaftlicher Interessengruppen und Technik sowie ein eigener reflektierter
Umgang mit dem Terminus Informationsgesellschaft ermöglicht werden.
(Autorin der Kurzbeschreibung: Christel Keller)
Zurück zu den Tübinger Studientexten
Informatik und Gesellschaft
Address
- Universität Tübingen
- Wilhelm-Schickard-Institut für Informatik
- Sand 13
- D-72076 Tübingen
- Germany
- Fon:
- +49 7071 29-78955
- Fax:
- +49 7071 29-5082
Last modified: Tue May 19 14:36:42 MST 2009
|