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Kurzbeschreibung des Studientexts "Informatik und Gesellschaft -
eine Einführung"
Ralf Klischewski (1999)
hrsg. von Detlev Krause, Herbert Klaeren
"Meine Tätigkeit als Informatiker hängt von zwei Dingen
ab: meinem fachlichen Können und den Ansprüchen Dritter, die
mir sagen, was ich zu tun habe."
So könnte die typische Selbstbeschreibung eines Informatikers lauten.
Die Einführung in "Informatik und Gesellschaft" will zeigen,
daß diese Sichtweise der (Berufs-)Wirklichkeit längst nicht
mehr entspricht. Die meisten Informatiker/innen werden dort mit sehr uninformatischen
Dingen konfrontiert wie beispielsweise:
- Auseinandersetzungen mit Softwareanwendern, die weder in
der Lage sind, ihre Vorstellungen verständlich zu formulieren noch
die - doch eindeutige - Logik implementierter Software nachzuvollziehen;
- Zähe Verhandlungen mit Auftraggebern, die ebenfalls wenig von Technik
verstehen, aber die informatische Arbeit kontrollieren und beeinflussen
wollen;
- Schwierige Diskussionen mit kritischen Geistern aus Politik, Medien
oder Wissenschaft, die die Produkte der Informatik als Gefahr oder als
Belastung sehen.
Eine wichtige Ursache für die Entstehung solcher nicht-fachlichen
Anforderungen an Informatiker/innen liegt darin, daß Informationstechnik
in soziale Verhältnisse eingreift. Umgekehrt wirken die sozialen
Verhältnisse aber auch auf die Gestaltung der Informationstechnik
ein. Die Einführung zeigt anhand von drei Fallbeispielen, wie technische
Projekte in Konflikt mit Arbeitsorganisation, mit ethischen Fragen und
mit Kundenansprüchen geraten. Anhand der Fallbeispiele werden die
Berührungspunkte zwischen Informatiker/innen einerseits und der Gesellschaft
andererseits aufgezeigt. Darauf aufbauend wird gezeigt, wie die Ansätze
aus dem Fachgebiet "Informatik und Gesellschaft" praktisch und
theoretisch zur Orientierung dienen können.
Ein Schwergewicht bildet dabei der Bezug zu "Akteursmodellen"
und zum "Gestaltungsansatz" in der Softwareentwicklung. Wie
können Informatiker/innen die sozialen Aspekte ihrer Arbeit wahrnehmen
und verstehen, um Produkte zu schaffen, die nicht nur technischen, sondern
auch ethischen und sozialen Maßstäben entsprechen? Theoretische
Aspekte der Wissenschaft Informatik wie Erkenntnistheorie, Systembegriff
und das Verhältnis von "Diskurs und Algorithmus" ergänzen
die Einführung. Sie will die Studierenden vor allem zur Diskussion
und zu eigenen Überlegungen darüber anregen, auf welche Weise
Informatik und Gesellschaft zusammenhängen und wie Informatik praktisch
und theoretisch angemessen gestaltet werden kann.
Der Autor dieses Studientexts kennt die Schwierigkeiten aus eigener Erfahrung,
die auftreten, wenn Informatiker/innen mit anderen "Akteuren"
zusammenarbeiten müssen. Es werden dann Fähigkeiten wichtig,
die im Studium kaum vermittelt werden: Informatiker/innen müssen
versuchen, die Interessen der anderen Akteure (in betrieblichem Zusammenhang
etwa widersprüchliche Erwartungen verschiedener Abteilungen, Beschäftigtengruppen,
Vorgesetztenoder Betriebsräten) zu verstehen und dieses Verständnis
konstruktiv bei der Herstellung von Software zu berücksichtigen.
Die beiden Schlüsselbegriffe des Verstehens und Herstellens ziehen
sich daher als roter Faden durch die gesamte Einführung. Als Diplominformatiker,
Sozialwissenschaftler und promovierter Mathematiker stellt der Autor sowohl
aus praktischer als auch aus theoretischer Perspektive wichtige Ansätze
vor, die die Lücke von Fachwissen und sozialer (Gestaltungs-)Praxis
füllen können.
(Autor der Kurzbeschreibung: Detlev Krause)
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Informatik und Gesellschaft
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Last modified: Tue May 19 14:36:42 MST 2009
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