Kurzbeschreibung des Studientexts "Informatik im persönlichen
Leben"
Thomas A. Wetzstein, Herrmann Dahm, Roland Eckert (1999)
hrsg. von Detlev Krause, Herbert Klaeren
Informationstechnik entfremdet die Menschen voneinander. Virtual
reality und Cyber-Welten erlauben keine sinnliche Erfahrung
mehr. Die Zukunft findet, unabhängig von Raum und Zeit, im Netz statt.
In solchen düsteren Zukunftsvisionen gelten Netz-user als die
"Proto-Typen" einer neuen Zeit, deren Wirklichkeit auf dem Computer-Screen
entsteht und die sich selbst noch die Pizza zur notwendigen Nahrungsaufnahme
über das Internet bestellen.
Stimmt dieses Bild mit der Wirklichkeit der Computer-Nutzung überein?
Die Autoren dieses Studientexts finden keine Bestätigung für
düstere Zukunftsentwürfe. Sie benennen und erklären die
Unterschiede von computer-vermittelter und direkter Kommunikation und sehen
gerade in den Informationsnetzen eher eine Chance auf zusätzliche
als eine Gefahr für bestehende Kommunikationsformen und -inhalte.
Zu diesem Zweck zeigt der Studientext auf, wozu und auf welche Weise
verschiedene Personen Informationstechnik im Alltag einsetzen. Es geht
in diesem Studientext also weniger um die Gestaltung von Software als
vielmehr um eine typisierende Beschreibung der Nutzer der Informatik-Produkte.
Ihre Biographien und ihre Umgangsweisen werden vorgestellt, um Vorurteile
und Ängste abzubauen, die von außen öfters an die Computertechnik
herangetragen werden.
Es wird auch gefragt, wie sich die Informationstechnik als neues Kommunikationsmedium
bewährt und wie man Probleme der mediengestützten Kommunikation
sozialwissenschaftlich besser verstehen kann. So wird der technische Kommunikationsbegriff
dem soziologischen gegenübergestellt. Informatiker/innen erhalten
so etwas wie einen "Crashkurs" in Sachen Interaktion und Nutzungsverhalten,
der ihnen helfen soll, die Auswirkungen bestimmter technischer Gestaltungsoptionen
besser einordnen zu können. Gleichzeitig erhalten sie so einen Einblick
in die sozialwissenschaftliche Leseweise der Informationstechnik und können
die Argumente, die dort vorgebracht werden, besser nachvollziehen und aus
ihrer Sicht beantworten.
Schließlich wird auch nach Chancen und Risiken der Politik in
der "Informationsgesellschaft" gefragt.
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Gibt es neue Formen und Inhalte von Politik durch die Informationsnetze?
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Welche Gruppen und Initiativen sind hier aktiv?
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Wie ist das Problem einerseits des Mißbrauchs von demokratischen
Informationsstrukturen - etwa durch rechtsradikale Gruppen - und der Zensur
andererseits zu lösen?
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Führen die technischen Möglichkeiten des Netzes zu "basisdemokratischen"
Strukturen oder entstehen auch neue Hierarchien?
Die aus der Soziologie kommenden Autoren verwenden eigenes Forschungsmaterial,
um die Themen möglichst aktuell darzustellen. Sie ermöglichen
Informatiker/innen einen analytischen Blick auf die Fragen, die im Zusammenhang
mit der Verbreitung von Informationstechnik immer wieder gestellt werden.
(Autor der Kurzbeschreibung: Detlev Krause)
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Informatik und Gesellschaft
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