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up: 4.4 Kritische Anmerkungen zum Einsatz technisch mediierter Kommunikation
4.4.1 Mimikry im Fernstudiensetting?
Unserer subjektiven Interpretation zufolge wird in
Fernstudiensettings der Einsatz neuerer Kommunikationsmedien
auch dadurch begründet, dass die Entfernung der Studierenden
untereinander technisch kompensiert werden soll.
Medieneinsatz wird bisweilen dann (und nur dann) als erfolgreich
empfunden, wenn durch ihn die Unterschiede zu Präsenzumgebungen zum
Verschwinden gebracht werden:
- aus Vorlesungen werden Tele-Vorlesungen;
- aus vortragsorientierten Seminaren wird vortragsorientiertes
Video-Conferencing;
- aus der schriftlichen Hausarbeit wird ein WWW-Dokument gleichen
Umfangs, Stils und Aufbaus.
In Fällen, für die diese Interpretation zutreffend ist, sprechen wir
von einer ,,Mimikry-Logik'' des Medieneinsatzes.
Eine solche durch Technikeinsatz realisierte Mimikry
- kann dort sinnvoll sein, wo charakteristische Attribute des
einen oder anderen Settings explizit als defizitär eingeschätzt
werden;
- verdeckt bisweilen jedoch die spezifischen Potentiale
- des jeweiligen Settings;
- der jeweils eingesetzten Medien, Lernorte oder Sozialformen.
Anstatt einer Mimikry-Logik zu folgen, halten wir es für
ertragreicher, die spezifischen Potentiale von Setting und Technik
gezielt für Aneignungsprozesse zu nutzen.
Weiter: 4.4.2 Taylorismus im Präsenzstudiensetting?
Johannes Busse, August 10, 1999