forward | back | up: 4.5 Veranstaltungstypen

4.5.2 Ziele einer Systematik von Veranstaltungstypen

Ausgangspunkt unserer Systematik bildet die These, dass Veranstaltungen wie Vorlesungen oder Seminare deshalb ,,typisch'' sind, weil immer wieder bestimmte Kombinationen unter Anderem von Zielen, Rollen und Methoden zusammenkommmen und sich positiv ergänzen.

Umgekehrt gibt es Lehrformen, Methoden und Lernanliegen, die nur schwierig miteinander in Einklang zu bringen sind.

Eine Systematik, die solche Passungen und Reibungen auf den Punkt bringt, kann helfen,

Ergebnis unserer Systematik sind vier abstrakte Typen von Veranstaltungen. Jede konkrete, durchgeführte Veranstaltung wird von jedem dieser abstrakten Typen mehr oder weniger durchdrungen sein und an den jeweiligen Leitideen Anleihen nehmen. (Der Informatiker würde sagen: konkrete Veranstaltungen sind Instanzen von abstrakten Klassen).

Solch eine Konkretisierung ist dann zum Beispiel eine Vorlesung, ein Seminar, ein Praktikum oder ein Workshop. - Veranstaltungsformen sind zeitlich und methodisch umfassende Gesamtformen, in die sich andere, ,,kleinere'' Methoden mehr oder weniger geeignet einfügen. Die kleinste Einheit sind gemäß dieser Terminologie Handlungssituationen (zum Beispiel Fragen und Antworten, einen Impuls geben, oder auch ,,Schummeln''). Diese lassen sich zu größeren Handlungsmustern zusammensetzen (Unterrichtsgespräch, MetaPlan-Abfrage, Planspiel), die sich, in zeitlicher Sequenz, zu einem Unterrichtsverlauf (eine bis wenige Stunden) oder einer gesamten Veranstaltung (mehrere Stunden bis einige Tage) zusammenstellen lassen.

Ein Veranstaltungstyp kommt in etwa dem nahe, was Hilber MEYER ([Meyer 1994], S.146, Hervh. JB) ,,methodische Großform des Unterrichts'' nennt:

,,Methodische Großformen des Unterrichts sind komplexe, historisch gewachsene und institutionell verankerte feste Strukturen der zielbezogenen Organisation thematisch zusammenhängender schulischer Aufgabenkomplexe.''

Zuletzt sei noch eine kleine Erweiterung des umgangssprachlichen Begriffs der Veranstaltung erlaubt: Im Zeitalter der Medien liege eine Veranstaltung auch außerhalb von face to face-Treffen und auch außerhalb von synchroner Kommunikation vor. Eine Veranstaltung in diesem erweiterten Sinn ist dann zum Beispiel auch ein Lehrgang, dessen einzige ,,sichtbare'' Erscheinung das Lehrbuch ist, das alle Teilnehmer während eines Semesters durcharbeiten.


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Johannes Busse, August 10, 1999