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up: 5 Leittexte
5.6 Leittext: Folienvortrag
Autor: Oliver
Licht,
Tübingen
Planung:
- Wieviel Text steht wie viel bildlicher Darstellung gegenüber?
- Wieviele Informationen enthalten meine Grafiken/Darstellungen,
das heißt wie viel Zeit benötigt der Betrachter, um diese zu erfassen?
Oder lasse ich bestimmte Darstellungen besser weg, weil sie mehr
verwirren als nützen?
- Wie groß ist die Projektionsfläche in Bezug zum am weitesten
entfernten Betrachter? Daraus resultiert dann die
Mindestschriftgröße.
Erstellung der Folien:
- Nie zu viele Informationen auf eine Folie! Übervolle Folien
irritieren nur.
- Niemals mehrere Themen auf einer Folie. Ausnahme:
Übersichtsseiten.
- Gut lesbare und genügend große Schriften wählen.
- Zurückhaltende Typographie! Zum Hervorheben genügen
unterstrichene, kursive oder fette Schrift (Ausnahme:
Überschriften). Text kann man auch farblich hinterlegen; den Text
selbst sollte man jedoch in einer Farbe durchhalten (Schwarz ergibt
den besten Kontrast bei der Projektion).
- Layout und Stil auf allen Folien durchhalten; Stilwechsel
verhindern einen ,,abgeschlossenen'' Eindruck, Layout-Wechsel wirken
amateurhaft.
- Hintergrund wegen des Kontrastes hell und unaufdringlich halten.
Fotos im Hintergrund immer in Pastelltöne konvertieren, ansonsten
wird der darüber liegende Text unleserlich. Oder: Hintergrund
geschlossen dunkel halten und sehr helle Schrift wählen - dies ist
jedoch technisch nicht ganz unproblematisch.
- Einen Blickfang nur selten einsetzen, da sonst der Effekt
verloren geht.
- Keine Romane auf der Folie - wenige Stichworte sind sinnvoller
und der Betrachter hört dann den Ausführungen des Vortragenden zu,
anstatt mitzulesen.
- Die beliebte Variante, umfangreiche Informationen (mathematische
Beweise, riesige Tabellen, komplexe Diagramme) kurz aufzulegen -
,,nur um `mal zu zeigen, was ich meine'' - beweist bisweilen einen
großen Bedarf an Fremdbestätigung. Daher solche Folien lieber nur
mitnehmen und bei Rückfragen auflegen.
- Wenn mehrere Folien übereinander gelegt werden sollen, zum Beispiel um
Schritt- für Schritt eine Grafik zu erweitern, aufpassen: Von
Computern bedruckbare Folien schlucken auch in unbedruckten
Bereichen gut 10 bis 20Prozent des Lichtes! Mehr als drei bis vier
solcher Folien lassen sich nicht kombinieren, daher lieber jede
zweite Stufe fertig kombiniert auf eine Folie drucken. Normale
Folien zum Handbeschriften lassen etwa doppelt so viele Folien zu -
aber nur, solange sie absolut sauber sind!
- Wenn man keine Zeitvorgabe hat, trotzdem möglichst knapp
kalkulieren; denn nur dann wird man den Vortrag auch kompakt
gestalten und sich auf das Wesentliche konzentrieren. Ohne (eigenes)
Zeitlimit langweilt man seine Zuhörer nach kürzester Zeit.
- Zeigespitze zum Deuten auf dem Projektor nicht in der Hand
halten, sondern in Position auf den Projektor legen. Auch noch so
kleine Zitterbewegungen einer Hand stören.
- Viele Folien neigen dazu, sich auf dem warmen Projektor
einzurollen - daher die Folien in Klarsichthüllen mitnehmen oder
eine Möglichkeit vorsehen, sie zu beschweren.
- Wie bei praktisch jedem anderen Vortrag auch, sollte man das
Ganze vorher mindestens einmal durchspielen - nicht zum Üben
(naja, dafür auch, aber irgendwie sind wir doch alle Profis
...), sondern um den Zeitbedarf besser abschätzen zu können. Am
besten den Vortrag etwas kürzer machen und zwei bis drei
Ergänzungsfolien vorbereiten, die man bei Bedarf nachschieben kann.
Oft wird man durch Zwischenfragen unterbrochen und braucht daher
erheblich länger als ursprünglich vorgesehen.
- Wenn man die fertigen Folien in einem Ordner oder Schnellhefter
oder Ähnlichem ablegt, hinter jede Folie ein weißes Blatt Papier
einreihen, um bestimmte Folien rasch wiederfinden zu können.
Außerdem besteht sonst die Gefahr, dass die Folien zusammenkleben
oder sich Farbe überträgt.
Der eigentliche Vortrag:
- Geben Sie dem Zuhörer Zeit, die Folie zu betrachten! Ideal ist
eine Folie pro drei Minuten Vortragszeit.
- Folien nie teilweise abdecken, um die Aufmerksamkeit zu bündeln
- in manchen Ländern wird dies als sehr unhöflich angesehen,
fast überall jedoch als unprofessionell. Besser schon bei der
Erstellung der Folie diese entsprechend aufteilen.
- Eine ,,Eröffnungsfolie'', auf der der Titel des Vortrages,
Autor etc. zu finden sind, hat nicht nur den Vorteil, dass Personen,
die den Raum betreten gleich wissen, dass sie richtig sind, sondern
sie ist auch sehr geschickt, um den Projektor korrekt auf die
später verwendeten Folien einzustellen. Der nur all zu oft
verwendete Schlüsselbund für den Schärfeabgleich verrät nicht,
ob die Schrift groß genug dargestellt wird.
- Folien nicht zu schnell durchwechseln, das irritiert den
Zuhörer und stört den eigenen Redefluss. Jetzt macht es sich
bezahlt, wenn nur Stichworte auf der Folie stehen, denn dann kann
man recht viel dazu erzählen.
- Wie bei jedem Vortrag: möglichst viel ins Publikum blicken.
Gerade bei Folienvorträgen ist die Gefahr groß, ständig den
Projektor zu fixieren. Zugegeben, es erfordert Selbstbewusstsein,
einem Vorgesetzten bzw. dem Professor Auge in Auge gegenüber zu
stehen, aber auch das kann man üben.
- Aufpassen, dass auch immer der auf der Folie interessante Teil
gerade zu erkennen ist. Oft ist die Projektionsfläche zu klein,
das heißt man muß größer projizieren, damit entfernte Betrachter noch
etwas erkennen können. Dies führt jedoch dazu, dass Teile der
Folie zum Beispiel auf die Decke projiziert werden. Daher muß man häufig
überprüfen, ob auch wirklich alles einwandfrei lesbar ist.
Leittext aus: J.Busse: Dozentenhandbuch zu ,,Tübinger
Studientexte Informatik und Gesellschaft''. © WSI, Universität
Tübingen 1999. Alle Rechte vorbehalten. Dieser Text ist auch
erhältlich unter http://www-pu.informatik.uni-tuebingen.de/iug/dh/Leittexte.html
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Johannes Busse, August 10, 1999