forward | back | up: 4.5 Veranstaltungstypen

4.5.5 Weitere mögliche Bestimmungsgrößen?

Die folgenden Bestimmungsgrößen haben wir nicht verwendet, um unsere Veranstaltungstypen zu systematisieren:

Subjekt der Auswahl der Lernziele
Wer setzt Lehrziele, wie stehen sie im Verhältnis zu den Lernzielen der Teilnehmer? Können Ziele und Orientierungen an sich thematisiert und befragt werden?
Dialogizität
Wie oft, wie intensiv und in welcher Sozialform des Lernens treten Dozenten und Studierende miteinander in Kontakt?
Didaktische Struktur
Nach welcher Systematik (Fachsystematik, didaktischer Aufbau) sind die Fachinhalte angeordnet? Gibt es eine feste Sequenz von Darbietung und logischer Abhängigkeit von Inhalten, oder können (oder müssen) die Inhalte von den Lernern selbst strukturiert werden? Bsp.: Lernen in einem Praktikum wird anders beschaffen sein als eine vorlesungsorientierte Lehre.
Sozialform des Lernens
Einzelarbeit, Arbeit in der Peer-Group oder einer Arbeitsgruppe, Gruppenarbeit während einer Präsenzveranstaltung, Plenum auf einer Präsenzveranstaltung, Plenum aller zu einem Thema Lernenden im Internet.

Anm.: Begrifflich unklar ist mir, ob die Sozialform des Lernens überhaupt als selbstständiges Bestimmungskriterium für Veranstaltungen herangezogen werden kann. Das analytische Kriterium der Anzahl der gleichzeitig (oder mit dem selben Medium?) lernenden Lernern halte ich nicht für zentral, um eine Sozialform (wie zum Beispiel die der ,,Gruppe'') zu charakterisieren. Welche Sozialformen das Internet tatsächlich hervorbringt oder verhindert ist derzeit noch Gegenstand der Diskussion.

Kontakt- und Kommunikationsformen
face to face (,,analog'') vs. technisch vermittelt (,,digital''); synchron vs. asynchron; textuell, auditiv, visuell; Kommunikation durch Gespräch oder Kommunikation durch Produktion und Austausch von Fachartikeln;
Teilnehmer
Ziele, Interessen, Vorkenntnisse, individuelle Lebenssituation etc.

Diese Bestimmungsgrößen halten wir für vergleichsweise invariant in Bezug zu den einzelnen Veranstaltungstypen: Jeder Veranstaltungstyp kann, so unser Eindruck, mit nahezu beliebigen Ausprägungen dieser Bestimmungsgrösen kombiniert werden.

Welche Rolle hier die neuen Medien spielen, ist uns noch unklar. Zwar scheinen Newsgroups oder Mailinglisten am ehesten dem Veranstaltungstyp ,,Diskurs'' zuordenbar zu sein. Doch erscheint dies eher ein Ergebnis der Nutzung und nicht des Mediums selbst zu sein.

Zwar scheint uns jedes spezifische technische Medium auch spezifische Eigenschaften aufzuweisen, die sehr wohl für spezifische Lehr- und Lernanliegen fruchtbar zu machen sind. Unsere eigenen subjektiven Medienerfahrungen hat ausführlich Detlev KRAUSE ([Krause 1998]) kommentiert. Der Medienbegriff ist jedoch zu unbestimmt, als dass wir globalere Zusammenhänge (re-)konstruieren wollten.


Weiter: 4.5.6 Rolle dieser Systematik für unser Konzept
Johannes Busse, August 10, 1999